Ostviertel: „Dealer sollen sich hier unwohl fühlen“
„Da haben endlich mal die Jugendlichen gemerkt, dass ihnen jemand zuhört“, sagt Aynur Kazak und meint damit das Forum der „Nachrichten“ zum Thema Ostviertel im Dezember. „Man soll miteinander reden und nicht immer das Viertel als kriminellen Ort im Hinterkopf haben. Hier leben ganz normale Menschen.“
Um diesen Prozess des unkomplizierten Miteinanders zu befördern, hat sie ihren Kennedy-Grill für eine weitere Zusammenkunft zur Verfügung gestellt: „Park-Gespräche am Kennedy-Park“ der Stiftung Jürgen Kutsch am 30. Januar ab 19 Uhr, Elsassstraße 55 a.
Aynur Kazak hat sich über den spontanen Besuch von OB Marcel Philipp gefreut, der nach den Irritationen von Jugendlichen und Geschäftsleuten über rabiate und lang andauernde Razzien spontan in ihrem Restaurant vorbeigekommen war: „Das war ein toller Abend. Auch unsere Politiker sollten kommen, nicht nur vor den Wahlen.“ Auch mit Leuten, die auf der Straße Angst haben, würde sie gerne reden: „Sie brauchen vor uns keine Angst zu haben.“
1964 ist Aynur Kazaks Familie nach Deutschland gekommen. Ihr Vater wollte als Gastarbeiter schnell viel Geld verdienen und zurück in die Türkei. Die Familie wohnte in Brand, wo der Vater bei der Tuchfabrik Chmel arbeitete. Dort zur Schule gehen konnte sie nicht sofort, erst musste sie eine Grundklasse in der Grundschule Beeckstraße durchlaufen, um Kenntnisse der deutschen Sprache zu erlangen. Ihr Mann, den sie früh heiratete, war ebenfalls in einer Textilfabrik beschäftigt, eine ehemals florierende Branche, die ab Ende der 1970er Jahre einen dramatischen Niedergang erlebte.
So landete das Ehepaar Kazak nach der Kündigung des Mannes irgendwann in der Gastronomie, erst in der Elsassstraße, dann in Stolberg und später an der jetzigen Adresse. 2003 wurde der Imbiss um ein Restaurant erweitert. Zwei Töchter und einen Sohn hat sie an der Elsassstraße großgezogen, alle sind berufstätig oder absolvieren eine Ausbildung, „keine Kriminellen“.
Im Jahr 2000 hat die 47-Jährige die deutsche Nationalität angenommen: „Ich habe mich vorher schon so gefühlt.“ Für sie ist das Viertel intakt: „Man kennt sich untereinander und grüßt sich wie in alten Zeiten. Ich habe hier weder mit Deutschen noch Türken noch mit anderen je Auseinandersetzungen gehabt. Wenn wir untereinander Probleme etwa mit den Kindern haben, helfen wir uns gegenseitig.“
Natürlich weiß die Geschäftsfrau, dass im Viertel nicht alles eitel Sonnenschein ist. So gibt es Jugendliche, die Tütchen mit Drogen verkaufen: „Es wäre wichtig, an die Hintermänner zu kommen.“ Einige Dealer kenne sie vom Sehen, die wüssten auch, dass sie auf dem falschen Weg seien. Sie würde diese als Mutter am liebsten in den Arm nehmen und ihnen sagen: „Hört auf damit.“
Dabei sind die Zeiten auch für den Kennedy-Grill schwieriger geworden, etwa durch den Wegfall großer Firmen: „Früher haben wir 300 bis 400 Gyros-Brötchen an Philips geliefert. Es wird immer schwerer, das Geschäft aufrechtzuerhalten.“ Sicherlich führe das Miteinander vieler Nationen im Viertel zu Problemen, besonders wenn Arbeitslosigkeit eintrete.
Blumenkübel aufstellen
Doch auch die Stadt könne etwas für die Aufwertung des gesamten Bereichs tun. Etwa mehr für Sauberkeit sorgen, Blumenkübel aufstellen, Aufpflasterungen aufbringen, um die Raser zu stoppen, Kameras zur Überwachung aufhängen oder einen Kreisverkehr auf dem Elsassplatz einrichten. „Die, die hier illegale Geschäfte tätigen, sollen sich hier unwohl fühlen.“
Quelle: aachener-nachrichten.de