„Parkgespräch“: Jürgen Kutsch bittet die Aachener zu Tisch
Auf die Blütenpracht freut sich Jürgen Kutsch schon sehr: Gemeinsam mit dem Dialog der Religionen hat er im März im Kennedypark einen Blauglockenbaum gepflanzt. Auf einer Tafel sind die Unterstützer der Aktion vermerkt. Foto: Andreas Herrmann
Und wenn sich zum „Parkgespräch“ im Kennedypark 100 Leute an einer großen Tafel versammeln, dann ist auch hier die Stiftung Jürgen Kutsch der Gastgeber.
Der Mann hinter der Stiftung und ihren Projekten ist ein 51-jähriger Aachener, gelernter Kaufmann und Inhaber eines Lkw-Handels in Alsdorf. „Die Stiftung ist mein Hobby und meine Berufung“, sagt er. Jürgen Kutsch will die Menschen zusammenbringen, die Jungen und die Alten, die Alteingesessenen und die neu Zugezogenen, die verschiedenen Religionen und Kulturen. „Ein besseres gegenseitiges Verständnis in einem demokratischen Europa“, so steht es als Zweck in der Satzung seiner Stiftung, die er 2007 gegründet hat.
Groß geworden ist Jürgen Kutsch im Ostviertel. Zwar wohnt der Familienvater heute nicht mehr im Aachener Osten, aber das Quartier liegt ihm doch am Herzen. „So schlecht, wie das Ostviertel oft dargestellt wird, ist es gar nicht“, sagt er mit Nachdruck.
Aber wie kommt einer wie Jürgen Kutsch dazu, für seine Projekte sogar eine Stiftung bürgerlichen Rechts zu gründen? Ehrenamtliches Engagement, erzählt er, das sei immer schon sein Ding gewesen. „Das kleine Einmaleins habe ich bei den Aachener Engeln gelernt.“ Kutsch berichtet auch über seinen „spirituellen Weg“, der ihn dazu brachte, mit 50 Jahren wieder in die katholische Kirche einzutreten. Mit seinem Leitspruch „Deus caritas est“ (Gott ist Liebe) schlägt er bewusst den Bogen zur gleichnamigen Enzyklika von Papst Benedikt XVI..
Zurück zu den „grünen Kisten“ für die Kitas: Obst und Gemüse aus ökologischem Anbau kaufe er bewusst beim Integrationsbetrieb auf Gut Hebscheid, sagt Kutsch. Mit den gesunden Sachen will er zu einer umwelt- und gesundheitsorientierten Ernährung beitragen und schon bei den Kleinsten ein Bewusstsein für regionale und saisonale Produkte wecken. Mindestens genauso wichtig aber sind ihm die gemeinsamen Mahlzeiten.
Gemeinsam essen und dabei lernen, einander zu verstehen: Das steht auch bei den Parkgesprächen im Mittelpunkt. Hierzu kam der Impuls übrigens von den „Aachener Nachrichten“. Die Lokalredaktion hatte im Dezember 2013 zum Forum unter dem Titel „Brennpunkt Ostviertel“ ins Medienhaus an der Dresdener Straße eingeladen.
Durchaus kontrovers wurde an dem Abend diskutiert über das Zusammenleben der Kulturen und die Konflikte, die sich daraus ergeben. Jürgen Kutsch nahm diesen Abend im Pressecasino des Zeitungsverlags als Impuls. Die Aufbruchstimmung im Stadtteil rund um den Kennedy-Park wollte er aufgreifen, Kontakte knüpfen, Ideen entwickeln und Projekte anstoßen. Und wie ginge das besser als bei einer gemeinsamen Mahlzeit?
Zum ersten „Parkgespräch“ im Januar 2014 bei Aynur Kazak im Kennedy-Grill kamen 14 Leute. „Und dann wurden es immer mehr“, erzählt Kutsch. Bei der achten Veranstaltung im März 2015 pflanzte die Stiftung gemeinsam mit dem Dialog der Religionen einen Blauglockenbaum im Kennedypark. Jetzt im Sommer tafelten rund 100 Männer, Frauen und Kinder im Kennedypark unter freiem Himmel. Auch das jüngste Parkgespräch, der Besuch in der neuen Yunus-Emre-Moschee an der Stolberger Straße im September, war ein großer Erfolg.
Spenden sehr willkommen
Finanziert werden die Aktionen durch die Erlöse des Stiftungskapitals. „Aber natürlich sind wir auf Spenden angewiesen und dankbar für jede Unterstützung“, sagt Jürgen Kutsch. „Die grünen Kisten für die Kitas sind bis nächsten Sommer finanziert. Aber es wäre schön, wenn die Sache danach weitergehen könnte.“
Das 12. Parkgespräch ist bereits terminiert: für Samstag, 7. November, 19 Uhr, diesmal im Rahmen eines Konzerts in der Kirche St. Fronleichnam, Leipziger Straße 19. Der Chor Glissando feiert dann auch sein 25-jähriges Bestehen. Wer langfristig plant, kann sich sogar schon den Termin für die große Freilufttafel im Kennedypark notieren. „Das erste Augustwochenende 2016“, sagt Jürgen Kutsch. Das ist jetzt schon eine Tradition.
Quelle: Margot Gasper, Aachener Nachrichten